Dieser Tage habe ich als Gast ein wenig in rheinischen Gefilden gewildert, wo im Bergischen Land und ein Köln im Rahmen der neuen ZDF-Reihe "Mordshunger" der Spielfilm "Maltesermädchen" unter der versierten Regie von Marcus Weiler in Produktion gegangen ist. Die Handlung des Drehbuches von Mika Kallwass möchte ich nicht vorwegnehmen, aber wieder steht das fiktive Dorf Klein-Beken im Mittelpunkt der Handlung und vor allem Aurel Manthei als Ermittler Max und Anna Schudt als seine Schwester Britta, die als Köchin und Gastronomin den Finger am Puls der skurrilen Dorfbevölkerung hat..
Neben Eurem treuen Schreiberling und den eben Erwähnten tun in diesem Stück Christian Aumer (Grüße an dieser Stelle nach Bremen!), Sebastian Bezzel, Antonia Lingemann, Florian Lange, Varlerie Niehaus, Tobias Diakow, Stefan Luca und viele andere mit. Ein Sendetermin steht noch nicht fest, aber wer mehr über den Film und die Reihe wissen möchte, wird hier gut informiert:
- Webseite von "Mordshunger" beim ZDF
Dreharbeiten: In Your Dreams - Der Sommer Deines Lebens
Hessen ist berühmt für fertiggestellte Flughäfen, vergorenen Apfelsaft und korrupte Politiker, aber auch für gesellige Menschen und bauliche Schönheiten. Die Städtchen Melsungen und Spangenberg sind beispielsweise randvoll mit den prächtigsten Fachwerkhäusern, die ihrerseits in den letzten Wochen als malerische Kulisse für die australische Teenie-Serie "In Your Dreams" dienten.
Erfolgreich und deswegen mit einer zweiten Staffel von 26 Episoden belohnt, dreht sich in der Koproduktion von Southern Star Entertainment/Endemol Australia und TV Plus wieder alles um die Zwillinge Sam (Tessa de Josselin) und Ben (David Delmenico), die im Spannungsbereich zwischen zarten Romanzen, Stilfragen und Selbstfindungen alle möglichen Abenteuer in Australien und einem (fiktiven) Deutschland erleben.
So geht es in einer Episode um Ralph und Georg, zwei zerstrittene Wirte, die sich gegenseitig das Berufsleben schwer machen und durch jugendliche Intervention wieder versöhnt werden müssen. Als Experte für verkrachte Existenz war es mir eine Freude bei dieser Serie mit zutun und besonders mal wieder an der Seite von Steffen Groth (Ralph) und Paula Paul (Gertrud) zu spielen, war ein ganz besonderes Vergnügen. Tatsächlich war es so amüsant, dass wir neben dem Dreh unter der Regie von Ralph Strasser, noch Zeit für Selfies und Softeis hatten.
Mehr zur "In your dreams" gibt's hier:
- In your Dreams - Die australische Webseite
- Sommer Deines Lebens - Bei KIKA
Die lokale Presse hat uns mit einem Besuch beehrt und vor allem das begleitende Video zum Artikel der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen hat mich mit seinem filmischen und sprachlichen Guerilla-Style überzeugt:
Dreharbeiten: Paradies schlechte Laune
Die Macher und Macherinnen von Kurzfilmen sind oft die unbesungenen Heldinnen des Filmgeschäfts. Völlig zu unrecht, denn manchmal sind auf 7 Minuten DV-Video mehr Ideen und Formversuche untergebracht, als auf der zwölffachen Länge im Prime Time-Fernsehen. Da ich selbst sehr gerne in diesem Genre arbeite und das Glück habe, hin und wieder von talentierten, jungen Menschen auf diese Kurztrips mitgenommen zu werden, möchte ich hier nun hin und wieder sehenswerte Kurzfilme vorstellen.
Nachfolgend ein Ausschnitt aus Matis Burkhardts Short "Paradies schlechte Laune", der im Frühjahr in Berlin hergestellt wurde. Zur Einnordung: Frank ist ein arbeitsloser Regisseur, der von seinem Hartz IV-Sachbearbeiter Herrn Glück (Michel Haebler) für eine Tätigkeit bei der Agentur für Arbeit zwangsrekrutiert werden soll. Doch Frank hat eine gute Idee...
Zum Abspielen klickt bitte unten auf das Bild.
Sehenswert: Äkta Manniskör/ Echte Menschen
Seit einigen Jahren wird deutlich, dass die Kollegen bei den skandinavischen Fernsehanstalten in der Produktion von aufregenden und neuartigen Fernsehserien in Europa die Nase vorne haben und selbst einer Qualitätsgarantin wie der BBC den Rang ablaufen. So wundert es nicht, dass beispielsweise die letzten beiden Staffeln von "Forbrydelsen" (in der deutschen Synchronfassung "Kommissarin Lund" genannt) bei der BBC entgegen allen Gewohnheiten auf dänisch mit englischen Untertiteln zu sehen war.
Besonders fasziniert mich an den Produktionen vor allem aus Dänemark und Schweden, dass sie eben nicht mit den angeblich konkurrenzlosen Budgets der großen US-PayTV-Shows hergestellt werden, sondern sich eher auf dem finanziellen Niveau eines Mittelklasse-Tatorts bewegen. Auch ihre lokale Verortung in dänischen Reihenhäusern oder schwedischen Polizeiwachen wird keineswegs "internationalisiert", sondern eher stark gemacht und verleiht den Shows einen ganz eigenen, nie gesehenen Charme.
In diesem Zusammenhang möchte ich besonders auf die hierzulande wenig beachtete Serie "'Äkta Manniskör" ("Echte Menschen" oder "Real Humans") aus der Feder von Lars Lundström verweisen, die als kleines Juwel des SciFi-Genres für besonders attraktive Reibungen in unseren Sehgewohnheiten sorgt.
"Echte Menschen" spielt in einem gegenwärtigen Schweden, dass bedingt durch massive Fortschritte in der Robotik einen Gesellschaftswechsel durchläuft. Vor etwa fünfzehn Jahren wurde weltweit die erste Reihe von "Hubots" genannten, menschenähnlichen Robotern eingeführt, deren stark verbesserte Nachfahren nun in jedem Bereich von Produktion, Dienstleistung und Rekreation eingesetzt werden.
Die schwedische Mittelklasse, in der Serie beispielhaft durch die Familie von Anwältin Inger Engman (Pia Halvorsen) und ihrem Mann Hans (Johann Paulsen) dargestellt, besorgt dem zunehmend kränkelnden Großvater selbstverständlich einen Altenpflege-Hubot, während sich Sohn Tobias (Kare Hedebrant) unglücklich in die neue kybernetische Haushaltshilfe Anita (Lisette Pagler) verliebt.
Während die Anwältin Inger eine juristische Kampagne zur Gleichberechtigung der Hubots plant, mag sich die proletarische Unterschicht hingegen nicht mit ihrer faktischen Abschaffung abfinden. Nicht nur Lagerarbeiter Roger Larsson (Leif Andrée) greift zu militanten Mitteln, um den "echten Menschen" wieder zur Geltung zu verhelfen, sondern es formt sich ein (etwas faschistoid geratener) Untergrund, der in den Hubots eine Bedrohung ungeahnten Ausmasses vermutet.
Und natürlich wäre das Genre verfehlt, wenn es nicht tatsächlich eine Gruppe von renegaten Cyborgs gäbe, die bereits Bewußtsein entwickelt hätten und an ihrer persönlichen Befreiung arbeiteten. Unter der Leitung des enigmatischen Leo (Andreas Wilson) ziehen die abgerissenen Ex-Bordell- und Baustellenroboter auf der Suche nach Strom und Akzeptanz durchs schwedische Unterholz und streiten sich über den Wert menschlichen Lebens.
Die Serie, deren Optik und vor allem Make-Up ebenfalls Beachtung verdienen, besticht weniger durch unerhörte Innvotationen, schließlich hat Ridley Scott schon 1982 in "Blade Runner" den zynischen Roy und seine Bande von liebeshungrigen Replikanten auf Tour geschickt, sondern durch die Kombination von klassischen SciFi-Elementen mit schwedischer Alltäglichkeit. Um nur ein Highlight von vielen zu nennen: Bereits zu Beginn der ersten Staffel kommen Leos Outlaws in einer kleinen Dorfkirche auf dem Land unter, deren Hausherrin eine gutmütige, lesbische Pastorin ist. Alleine ihre theologischen Auseinandersetzungen mit einem blondperücktem Liebes-Cyborg aus japanischer Produktion sind eine Anschau wert.
Bereits 2.Staffeln von "Äkta Manniskör" wurden im schwedischen Staatsfernsehen SVT gesendet und eine dritte Staffel ist für das kommende Jahr bestellt. ARTE hat eine deutsche Synchronfassung der beiden Staffeln beauftragt und bereits gesendet und sowohl das schwedische Original, als auch die deutsche Version liegt auf DVD und BluRay vor.
Ein sehr lesenswertes Interview mit Lars Lundström, dem Autor und Producer der Serie gibt es hier bei ARTE zu lesen.
Einen kurzen Trailer gibt es hier:
"Wurfsendungen" auf Deutschlandradio Kultur
Nächste Woche wiederholt das Deutschlandradio Kultur einen kleinen, aber feinen Beitrag aus der Reihe "Wurfsendungen". Unter dem Titel "Zoff" haben ein paar Berliner SchauspielerInnen (darunter der Schreiber dieser Zeilen) mit der Regisseurin Stella Luncke und dem Autor Josef M. Schäfers mehr oder wenige typische Streitszenarien eingesprochen. Wer nicht auf die Antenne warten will, kann im sehr beachtenswerten Archiv des DRkultur schon einmal vorhören:
Sehenswert: "Der Samurai" (Berlinale 2014)
Die gerade zu Ende gegangene Berlinale hatte einmal mehr ein eindrucksvolles Bouquet an Filmen aus aller Welt zu bieten und besonders habe ich mich über die Retrospektive von Ken Loach gefreut. Auch wenn ich die meisten Arbeiten des "filmenden Trotzkisten" (Eigenbeschreibung Loach) schon auf Video gesehen habe, war es ein schönes Erlebnis, solche Perlen wie "The Navigators" oder "Land and Freedom" in einem richtigen Kino mit großem Publikum anzuschauen. Da haben selbst die runtergerockten Kopien kaum gestört, allerdings hoffe ich sehr, dass das Loach'sche Werk in den nächsten Jahren ordentlich digitalisiert wird und so für zukünftige Generationen erhalten bleibt.
Überdies ist mir ein Beitrag der "Perspektive Deutsches Kino" besonders im Gedächtnis geblieben und ich möchte es deswegen nicht versäumen, Euch Till Kleinerts "Der Samurai" zur Anschau ans Herz zu legen. Der Film ist ein kleines Schmuckstück des Horror-Genres geworden, wie es nur selten in Teutonien hergestellt wird und mit den schwulen Konnotationen in der Handlung strahlt der Film in einer besonders raren Schönheit:
Irgendwo in Brandenburg. Der junge Dorfpolizist Jakob Wolski (Michel Diercks) hat ein Problem. Eher schlecht gelitten von seinen AltersgenossInnen, die ihre Zeit mit Saufen und Posen auf dem Moped verbringen, und seinem Vorgesetzten Horvath (Uwe Preuss), der seinen Adlatus mit väterlicher Strenge zu einem echten Mann erziehen will, versucht sich der eigensinnige Bursche als Hüter der Gemeinschaft zu profilieren, in dem er das Dorf vor einem streunenden Wolf bewahrt. Eines Abends aber erhält er einen mysteriösen Anruf - es scheint ein junger Mann zu sein, der mit dem Wolf in engem Kontakt steht...
Auch wenn die Dramaturgie des Films eher einem Free-Style-Parcours gleicht, gelingen Till Kleinert und seinem Team wunderbare nächtliche Atmosphären und Spannungsmomente. "Der Samurai" besticht vor allem durch seine ungewöhnlichen ästhetischen Mittel, aber besonders durch seine große, innere Freiheit. Welche deutsche Produktion kann schon einen so hübschen Wolf wie den äußerst begabten Pit Bukowski sein eigen nennen, der mit weißem Ballkleid, Make-Up und Samuraischwert durch das brandenburgische Gehölz tobt? Aber auch der zögerliche Wolski, bestechend gespielt von Newcomer Michel Dierks, und sein leiser Konflikt von Anziehung und Abstoßung gegenüber seinem verführerischen Antagonisten, bietet eine interessante Figur.
Lobend erwähnen möchte ich auch das Produzentenduo Anna und Linus de Paoli, die mit einem Budget von nur 170.000 Euro einen Film ermöglicht haben, der mit seiner hohen Einstellungszahl, vielen Schauwerten und interessanten Bildern viele deutlich besser ausgestattete Filme aus dem Rennen wirft.
Der Samurai läuft jetzt auf Festivals und wird binnen der nächsten Monate von "Edition Salzgeber" in die Programmkinos gebracht. Watch out!
Marc Zwinz 3.0
Wer angesichts der Titelzeile Sorgen hegen sollte, dass sich der Schreiber dieser Zeilen in einem Selbsterfahrungskurs "ganz neu erfunden" hätte, kann seine/ihre Stirn ohne Kümmernis entglätten. Marc bleibt der Alte, aber diese Webseite ist neu und mittlerweile die dritte Ihrer Art. Mit schwerem Herzen habe ich mich von meiner vorangegangenen Seite trennen müssen, aber trotzdem mir der animierte Marc im Eingangsbereich der letzten Seite so gut gefallen hat, war mit der unflexiblen Programmierung kein Blumentopf zu gewinnen. Da ich Euch aber mit Einblicken in mein berufliches Tun gerne ein digitales Zuckerle auf's Kopfkissen legen möchte, folgt hier nun - tätärätäää - MARCZWINZ.DE 3.0.
Was ist neu? Es gibt mehr Fotos in drei Sektionen (Portraits, Rollenbilder und Backstage), die ich von nun ab mit neuen Schnappschüssen ergänzen werde. Dann ist die alte NEWS-Sektion durch dieses Blog ersetzt worden, in dem ich nicht nur Beiträge rund um meine Tätigkeit, sondern auch Besprechungen, Gedanken und Kritiken unterbringen werde. (An dieser Stelle werde ich aber auch die alten Einträge nach und nach archivieren, so dass die letzten Jahre nicht verloren gehen.) Und das Showreel wird in regelmäßigen Abständen nachgearbeitet, so dass sich ein Blick immer mal wieder lohnt.
Wenn Ihr Verbesserungsvorschläge oder Wünsche im Zusammenhang mit dieser Seite haben solltet, dann lasst es mich wissen und ich werde mein Bestes tun, um Euch entgegen zu kommen.
Doch nun, viel Spaß mit dem neuen, heissen Dingens,
Euer Marc.
Sehenswert: True Detective (HBO)
Die HBO hat schon viele aufregende Formen des seriellen Erzählens angeboten, aber selbst dort scheint immer noch Luft nach oben zu sein. Nun gibt es dort eine brandneue Serie, die noch ein paar Sprossen mehr auf der ohnehin hohen Leiter der HBO-Standarts schafft.
"True Detective" erzählt über acht Episoden und in zwei Zeitsträngen die Geschichte von Det. Rustin "Rust" Cohle (Matthew McConaughey) und Det. Martin Hart (Woody Harrelson), die 1993 als Kriminalbeamte in Louisiana mit einem grausigen Ritualmord konfrontiert werden. Die Untersuchung des Verbrechens in den 90ern wird mit der Vernehmung der beiden gealterten und gebrochenen Männern in der Gegenwart parallelisiert, die nicht nur die beiden aktuellen Ermittler über den zurückliegenden Fall informieren, sondern auch eine Art Lebensbeichte ablegen. Diese wunderbar eingesetzte Montage erzeugt ein diffuses und gleichzeitig extremes Gefühl von Bedrohung und Untergang, wie ich es selten zuvor bei einer relativ klassischen Krimi-Handlung gesehen habe. Das Script des Romanciers Nic Pizzolatto, der auch als Showrunner fungiert, ist düster, philosophisch und manchmal schlicht drüber, aber immer und unbedingt sehenswert. Schauspielerisch schwingt sich die Serie, die nach Ende der acht Folgen mit einem neuen Figuren-Setting aus dem bisherigen Ensemble fortgesetzt werden soll, dank McConaughey und Harrelson, aber auch den vielen einzigartigen Nebenfiguren in neue Höhen auf. Hollywood ist im wahrsten Sinne im Fernsehen angekommen.